04. Juli. 2024: Ein Experiment auf hoher See - Nachhaltigkeitsprotokoll einer Exkursion

Eine Studierendengruppe der Hochschule Neubrandenburg unter Leitung von Prof. Christine Krüger und Prof. Thomas Markert, Fachbereich Soziale Arbeit, Bildung und Erziehung, führte eine sechstägige Exkursion auf dem Traditionssegelschiff "Engelina" durch, um nachhaltige Bildungsreisen in der Praxis zu erforschen. Ziel war es, Erfahrungen dahingehend zu sammeln, wie komplexe Nachhaltigkeitsziele wie Klimaschutz, Soziale Gerechtigkeit, nachhaltiger Konsum und Bildung zueinander stehen, wenn eine möglichst umweltschonende Reise für junge Menschen organisiert wird. In der Gesamtgruppe vereinbarte Grundprinzipien waren:

-  möglichst geringer CO2-Ausstoß bei An-/Abreise und  Motorfahrten mit dem Schiff

- vegetarische Ernährung

- max. 50 EUR Verpflegungskosten pro Person, inkl. Verpflegung der 2-Personen-Crew

Die Gruppe entschied sich aufgrund der zusätzlich durch Baustellen schlechten Bahnverbindung  nach Kappeln in Schleswig-Hollstein und nach CO2-Analysen der Mobilitätsvarianten für eine gemischte Anreise mit einem vollbesetzten Kleinbus und zwei Anfahrten per Zug, da dies den geringsten CO2-Ausstoß verursachte. Die Motorfahrten des Schiffs verursachten erhebliche Emissionen (10 Liter Diesel pro Stunde = 26,5 kg CO2).

Die Verpflegung stellte eine Herausforderung dar. Mit einem Gesamtbudget von 550 EUR wurde auf regionale und Bio-Produkte geachtet, jedoch mussten aufgrund von Verfügbarkeit und Preis auch Kompromisse gemacht werden. Wir errechneten: Die vegetarische Ernährung sparte CO2, aber eine Stunde Motorfahrt neutralisierte diese Einsparung. Die Gruppe führte z.T. lange Diskussionen deren zentraler Punkt der Konflikt zwischen Nachhaltigkeit und Komfort waren:  z. B.: eine Stunde Motorfahrt mit dem Schiff an einem Tag, um am nächsten Tag nicht um 4 Uhr aufstehen zu müssen um dieselbe Strecke zu segeln.

Die Exkursion zeigte, dass die Mobilität der größte Hebel für die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ist. Die Reise erzeugte insgesamt ca. 600 kg CO2 für 11 Personen, was pro Kopf und Tag etwa 9 kg CO2 entspricht. Die Bilanz unterstreicht die Notwendigkeit, alle Aspekte einer Reise – von der Anreise bis zur Verpflegung – kritisch zu hinterfragen und stetig nach Verbesserungen zu suchen. Diese Exkursion lieferte wertvolle Erkenntnisse und verdeutlichte die komplexen Abwägungen, die für nachhaltige Bildungsreisen erforderlich sind. Wir planen eine Wiederholung im Studienjahr 2024/25 im Rahmen der Projektwerkstatt im Bachelor Soziale Arbeit, um das Thema nachhaltige Bildungsreisen weiter zu erforschen. Studierende anderer Studiengänge der Hochschule können sich wieder gern als Interessenten zum Mitsegeln melden.


19. Juni 2024: Reisebericht zum Besuch der Universität Georgia

„The School of Social Work at the University of Georgia prepares culturally responsive practitioners and scholars to be leaders in addressing social problems and promoting social justice, locally and globally, through teaching, research, and service.”

Den Grundgedanken dieser Definition verfolgten Prof. Dr. Susanne Dreas, Prof. Dr. Steffi Kraehmer  sowie zwei Studierende aus dem Masterstudiengang „Wissenschaft Soziale Arbeit“ bei einem einwöchigen Besuch der Universität Georgia. Im Rahmen eines Forschungsprojektes, welches sich mit dem Wandel von Leadership in der Sozialen Arbeit befasst, konnten die Beteiligten durch die Erhebung von Interviews sowohl relevante Erfahrungen im Bereich der Forschung als auch der Führung sammeln. Als Interviewpartner*innen stellten sich dabei Führungskräfte sozialer Organisationen in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, der Schulsozialarbeit, der Beratung sowie einer Organisation zur Führungskräfteentwicklung zur Verfügung. Erste Eindrücke vermitteln die Verbundenheit zur Mission und zum Ethikkodex der Sozialen Arbeit sowie kreative und individuelle Lösungsansätze zum Umgang mit sozialen Problemlagen. Das reflexive und anwaltschaftliche Handeln von Sozialarbeiterinnen wird somit um eine weitere Komponente ergänzt, die des Führungshandelns, und bestärkt den Grundgedanken, Sozialarbeiterinnen seien Führungspersonen, und zwar solche, die soziale Probleme adressieren, soziale Gerechtigkeit fordern und dabei die Werkzeuge der Sozialen Arbeit als Leadership-Kompetenzen verstehen.

Neben den Kontakten zu US-amerikanischen Führungskräften konnten sich die Beteiligten einen Eindruck von der Stadt Athens verschaffen, in welcher die University of Georgia als größter Arbeitgeber gilt. Die Abteilung der Sozialen Arbeit umfasst neben dem Bachelor zwei Master-Programme, von denen eines zukünftige Führungskräfte der Sozialen Arbeit gezielt hinsichtlich der Leitung und Finanzierung von Non-Profit-Organisationen ausbildet. Auch konnten Kontakte zur Gemeinschaft hergestellt werden, indem sich die Beteiligten eine Polizeiwache anschauten sowie an einer Essensausgabe der Gemeinde teilnahmen. All dies geschieht im Bundesstaat der Pfirsiche, Erdnüsse und großen Wälder, die Athens nicht nur zu einer Universitätsstadt machen, sondern zu einer Stadt mit hoher Lebensqualität.